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“Serafico carissimo. Wissen Sie wohin mir Ihr Brief nachgefolgt ist…”

Lettere di Marie Thurn und Taxis a Rainer Maria Rilke
Segnatura: 143
Data completa: 1920 dic. 11
Descrizione: Briefwechsel: n. 324
Trascrizione: Serafico carissimo - Wissen Sie wohin mir Ihr Brief nachgefolgt ist - Nach Darmstadt - Hôtel zur Traube! Also jetzt muß ich es Ihnen expliciren - Ihnen auch sagen warum Sie so lange ohne Antwort waren - Die «Schule der Weisheit» wurde in Darmstadt eröffnet, und Keyserling hielt am 23, 24, 25 seine ersten Vorträge - er und sie (die nebenbei reizend ist) luden mich so nett dazu ein daß ich nicht wiederstehen konnte - und so bin ich hingesaust (die Reise hin hat fast 3 Tage gebraucht!) Die Vorträge waren wunderschön, so tief, so einfach, so zwingend - aber darüber läßt sich schwer schreiben und da Sie uns untreu geworden sind, wer weiß wann ich Ihnen darüber erzähle ... Aber ich verstehe Sie, lieber Serafico, und wenn Sie zufrieden sind und das Richtige gefunden haben, werde ich mich für Sie freuen ­ nach der Ansichtskarte muß Schloß Berg reizend sein - Lassen Sie aber manchmal von sich hören, von sich und von den Elegien - Nach Darmstadt bin ich nach Berlin gefahren, auch nur auf ein paar Tage - um eine Madonna aus dem Kaiser-Friedrich-Museum (wo sie seit 8 Jahren des restaurirens harrte) herauszuholen - und (fallen Sie nicht um vor Schrecken!) wegen dem Verlag eines Märchens (mit Illustrationen) zu sprechen - Ich sah Titi und ihr sehr herziges Mäderl - erstere frug viel nach Ihnen - Nächste Etappe war München wo ich Sie sehr vermißte, aber wo Kassner mich aufsuchte. Er war köstlicher denn je; wir gingen zu Antiquaren zu Buchhandlungen und zu einem Conzert von unserem guten Professor der ein großer Erfolg war. Auch meine Enkelinnen habe ich in Zangberg besucht - und endlich am 8ten bin ich wieder her eingetroffen und spinne mich für den Winter ein - Ja Serafico, es wäre für mich schön gewesen, wenn Sie gekommen wären! Wir haben viel sehr trauriges erlebt in der letzten Zeit - Alex und ich - Er ist jetzt auf ein paar Tage in Wien; hoffentlich kommt er bald zurück - er rettet nämlich jetzt die Philharmoniker welche auf dem Aussterbe-état wären wenn ihnen nicht geholfen würde - Und das wäre wirklich jammerschade. Ich hatte gehört daß Sie in Paris waren - kann mir denken daß Sie es sehr genossen haben. Von Pascha habe ich, Gott sei Dank und unberufen, gute Nachrichten. Er hat sich eine kleine Villa bei Florenz gemiethet, arbeitet rastlos an seiner Malerei, und mit großer Freude. Verzeihen Sie dieses Gekratze, ich schreibe aber von früh bis abends, habe massenhaft Briefe gefunden - Also Serafico carissimo, Absolution und Segen haben Sie! dazu die allerherzlichsten Grüße MT
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