“Lieber Serafico. Ich weiss dass Sie sich für mich freuen werden…”
Lettere di Marie Thurn und Taxis a Rainer Maria Rilke
Segnatura: 104
Data completa: 1915 set. 10
Descrizione: Briefwechsel: n. 224
Trascrizione: Lieber Serafico - ich weiß daß Sie sich für mich freuen werden, denn ich habe Pascha für einen kleinen Urlaub - Gott sei Dank und unberufen geht es ihm gut, obwohl er sich, wahrscheinlich beim Pflegen (das war die Beschäftigung seiner freien Zeit wenn er nicht dienstlich genommen war) angesteckt hatte, und die Ruhr erwischt - darum bin ich doppelt froh daß er hier ist und sich durch die vierzehn Tage - leider sind schon etliche vorüber - schonen kann. Sie können sich denken wie er interessant erzählt - unser altes Felsennest steht noch, obwohl freilich immer in großer Gefahr -
Serafico ich bin desperat darüber daß alle Ihren Sachen verkauft wurden - das ist doch unerhört - und besonders desperat über Ihre Papiere und Briefe - ließe sich da nichts machen? ich habe an den Vater von Jean-Christophe gedacht? Sie wissen daß der sehr schön fühlt - vielleicht könnte ich ihn angehen, nur müßte ich Ihre genaue Adresse dorten - die ich mir nicht erinnern kann - wissen.
Jetzt noch etwas D. S. - Pascha bleibt bis 19ten, dann wird er wieder zur Front. Und ich muß auf 8-10 Tage nach Lautschin, um vieles zu ordnen und zu richten - ich glaube daß Alex kaum mit wird, und wenn, nur auf 2 Tage - denn er wird wohl zu der Zeit nach Ungarn gehen müssen. Da Sie also von München weg wollen, wollen Sie zugleich mit mir hinkommen -? ich kann Ihnen gar nicht sagen wie sehr ich mich freuen würde Sie zu sehen, und nebenbei wäre es ein gutes Werk mich nicht ganz allein dorten zu lassen - (Aber natürlich müssen Sie nur das thun was Ihnen paßt). Von Lautschin könnten Sie eventuell nach Leipzig oder nach Janowitz (nebenbei ist Sidie nicht verheiratet?) oder wenn es Ihnen paßt könnten Sie ganz ruhig in Lautschin selbst bleiben in einsamer Herrlichkeit, mit unserer Marie die leidlich kocht, und eventuellen Erscheinungen von Alex der auf und ab reist. - Bitte lieber S. - antworten Sie mir was Sie von dieser Idee denken, und ob Sie damit einverstanden wären, und welche Zeit Ihnen (nach dem 19ten) passen würde. Verzeihen Sie den confusen Brief - ich bin in Tinte getaucht heute - und bitte antworten Sie mir bald.
Alles alles Herzliche
MT